15.04.2023  DHB-Pokal

DHB-Pokal Finaleinzug! Rhein-Neckar Löwen beenden den Flensburg-Fluch

Der Jubel der gelb gekleideten Fans kennt keine Grenzen! Sie sangen schon Minuten vor dem Abpfiff „Finale, Finale“. Die Mannschaft sprang und tanzte auf dem Feld – im sechsten Anlauf hatten die Rhein-Neckar Löwen ihren Pokal-Halbfinalfluch gegen die SG Flensburg-Handewitt beendet. Nachdem man fünf Halbfinals beim REWE Final4 am vorherigen Spielort in Hamburg gegen die SG verloren hatte, ging die Premiere in der Kölner LANXESS arena deutlich an Uwe Gensheimer & Co. – und dies, ohne Rhein-Neckar Löwen Kapitän Patrick Groetzki, der erkrankt fehlte.

Doch auch ohne den Rechtsaußen, der von Niclas Kirkeløkke bestens ersetzt wurde, war eine überragende erste Halbzeit der Schlüssel zum 38:31-Sieg (19:13) über den vierfachen Pokalsieger aus Flensburg. Die Löwen treffen im fünften DHB-Pokal-Finale ihrer Vereinsgeschichte am Sonntag (15.40 Uhr, live auf Sky und ARD) auf den Sieger des zweiten Halbfinales SC Magdeburg vs. TBV Lemgo Lippe.  

Die Fans auf den Rängen der ausverkauften LANXESS arena waren schon vor der spektakulären Opening Show in bester Laune, die Atmosphäre bei der Premiere in Deutschlands größter Multifunktionsarena war überragend. Anfangs sahen diese eine starke SG, die dank drei frühen Paraden von Torwart Benjamin Buric – inklusive eines gehaltenen Siebenmeters von Uwe Gensheimer – und den Treffern des Ex-Löwen Mads Mensah Larsen die Startphase bestimmte.  

Allerdings hatte die Flensburger Führung nur bis 6:5 Bestand, dann drehten die Mannheimer die Partie. Angeführt vom Löwen-Trio, bestehend aus Uwe Gensheimer (5), Albin Lagergren (5) und Juri Knorr (4), welches 14 der 19 Löwen-Tore vor der Pause erzielte, übernahm das Team von Sebastian Hinze komplett das Kommando.  

Der mittlerweile für Mikael Appelgren eingewechselte Torwart Joel Birlehm wehrte drei SG-Würfe spektakulär ab und, mit Ausnahme von Mensah Larsen (sieben Treffer vor der Pause), fehlte den Flensburgern die Durchschlagskraft im Angriff. Nach dem 9:11 nahm Trainer Maik Machulla seine Auszeit, brachte unter anderem Jim Gottfridsson, der vor elf Tagen sein Comeback nach seiner Hand-Verletzung gefeiert hatte. Doch auch dieser Wechsel zahlte sich nicht aus – im Anschluss gabs in jedem Löwen-Angriff einen Treffer. Beim 16:10 betrug der Vorsprung erstmals sechs Treffer – und diese Differenz hielt auch bis zum Halbzeitstand von 19:13.

Weil Birlehm auch nach dem Seitenwechsel seinen Kasten vernagelte und sogar als Torschütze zum 23:16 einen Treffer beisteuerte, änderte sich in der Anfangsphase der zweiten Hälfte nichts an der deutlichen Löwen-Führung. Zudem war in der nun sehr temporeichen Partie Verlass auf die DHB-Nationalspieler Juri Knorr, der am Ende mit zehn Treffern bester Löwen-Werfer wurde, und Jannik Kohlbacher (5 Tore mit 100%-Wurfquote). Als Niclas Kirkeløkke 13 Minuten vor Schluss mit seinem fünften Tor zum 31:24 traf, war das erste Halbfinale in der „Kölner Pokalgeschichte“ entschieden – daran konnten nicht einmal zehn Treffer von Mads Mensah Larsen etwas ändern. 

Die Rhein-Neckar Löwen hatten 2011, 2013, 2014, 2015 und 2016 alle ihre bisherigen Pokal-Halbfinals gegen die SG verloren und ihren einzigen Erfolg beim REWE Final4 im Jahr 2018 gefeiert. Seit diesem Titel hatten sich die Badener bis 2023 nicht mehr für ein REWE Final4 qualifizieren können, und heute beim Comeback zum fünften Mal das Finale erreicht. Für Löwen-Trainer Sebastian Hinze war es der erste Finaleinzug seiner Karriere. Auf der anderen Seite verpasste die SG bei ihrer 14. Teilnahme am Finalturnier ihren 13. Finaleinzug.  

Stimmen zum Spiel:

Sebastian Hinze (Trainer Rhein-Neckar Löwen): 

... zum Spiel: Am Anfang war Flensburg etwas besser im Spiel, aber mit guter Effektivität sind wir im Spiel geblieben und haben wenige technische Fehler gemacht. Wir hatten wenige Chancen, um uns abzusetzen, haben diese aber alle genutzt. In der zweiten Hälfte halten wir den Vorsprung, und alles, was in den letzten Wochen gegen uns lief, lief heute für uns. Es gab zwei, drei Szenen auf unserer Seite, so haben wir fünf, sechs Tore Vorsprung gehalten. 

... wie seine Mannschaft den Schalter umgelegt hat: Die Jungs haben viel investiert, es war keine einfache Zeit für uns alle, das heutige Erfolgserlebnis ist sehr verdient, Wir haben nach den letzten Spielen den Schalter umgelegt, genauso weitergearbeitet, wir wussten, dass wir eine Chance haben. Wir mochten diese Underdogrolle wie zu Saisonbeginn, und wir waren im Training genauso fokussiert wie vorher. Wir haben die ganze Woche an den Erfolg geglaubt, sonst geht eine solche Leistung nicht. 

... zum Wunsch für den Finaltag: Wenn man im Finale steht, will man das gewinnen. 

Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin Rhein-Neckar Löwen: 

Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft, das Team im Hintergrund, die Leistung - das hat uns allen sehr gutgetan. Es bedeutet uns unfassbar viel hier zu sein. Danke auch an die Fans, die für eine atemberaubende Stimmung gesorgt haben. Es ist eine große Ehre hier zu sein, und dann ein solches  Ergebnis, das fühlt sich gut an. 

Uwe Gensheimer, Spieler Rhein-Neckar Löwen: 

Das war ein sehr geiles Spiel. Es war eine Riesen-Genugtuung, vor einer solchen Atmosphäre so aufzuspielen. Die Art und Weise des Siegs waren überragend. Wir hatten uns vorgenommen, ganz anders aufzutreten als zuletzt, aber das wir das so umsetzen, ist was anderes. Wir sind von Anfang gut in die Partie gekommen, haben sehr aufopferungsvoll gekämpft, haben uns im Positionsangriff Chancen erarbeitet. Was noch wichtiger war, dass wir den Vorsprung über die zweite Halbzeit gehalten haben und Flensburg keine Chance mehr gelassen haben.  

Jannik Kohlbacher, Spieler Rhein-Neckar Löwen ... 

... zum Sieg: Nach vier Niederlagen in der Liga haben wir heute unser wahres Gesicht gezeigt und unglaublich gespielt. Das war die beste Leistung der vergangenen Wochen, und ein absolut verdienter Erfolg. 

... zum Ende des Pokalfluchs gegen Flensburg: Ich hatte noch nie ein Halbfinale gegen Flensburg, das sind nur ganz wenige Spieler in unserer Mannschaft, die damals dabei waren, als wir fünf Halbfinals verloren hatten. Neues Kapitel, Köln ist gutes Pflaster, da ist jetzt sowieso alles anders, so wollen wir weitermachen.   

Maik Machulla, Trainer SG Flensburg-Handewitt: 

... zur Niederlage im Halbfinale: Es war ein verdienter Finaleinzug, denn die Löwen haben unglaublich konsequent und mit Tempo gespielt. Wir hatten uns das klar anders vorgestellt. Wir waren gut reingekommen, waren emotional im Aufwind, aber wir schaffen es nicht, uns für unsere gute Angriffsleistung in der Abwehr zu belohnen.  Wir müssen anerkennen, dass die Löwen in Juri Knorr über einen unglaublichen Spieler verfügten, der alle Entscheidungen richtig traf. Wir haben 60 Minuten keinen Zugriff aufs Spiel bekommen, um die Löwen zu Fehlern zu zwingen. Wir hatten eine lange Phase mit gutem Angriffsspiel, aber die Löwen waren noch effektiver, daher kommen wir nie auf zwei oder drei Tore ran wegen der brutalen individuellen Qualität der Löwen. Das ist jetzt extrem bitter schwer zu verdauen, denn das Finale war das große Ziel, deswegen sind wir extrem enttäuscht. 

... zum Spiel um Platz 3: Wir wollen das Turnier mit einem Erfolgserlebnis abschließen, das ist extrem wichtig und so gehen wir das an. Wir machen uns Gedanken und schauen, wie wir das angehen, wir wollen das gewinnen, ganz klar, denn wir haben auch eine Verantwortung für unsere Fans. Sie reisen immer hinter uns her, sorgen für eine tolle Unterstützung, das ist außergewöhnlich. Einige wenige haben heute allerdings meinen Spielern vorgeworfen, sie hätten kein Herz und Leidenschaft für den Verein. Wir waren 21 Spiele in Folge ungeschlagen, ohne Herz und Leidenschaft wäre diese Serie nicht möglich. Das tut mir extrem weh, dass meine Spieler wütend in die Kabine gehen, alle haben ihr Herz auf dem Feld gelassen. 

Holger Glandorf, Geschäftsführer SG Flensburg-Handewitt:  

Es war ein verdienter Finaleinzug der Löwen. In der ersten Halbzeit machen wir zu viele technische Fehler, laufen dem ganzen Spiel dem Rückstand hinterher. Jetzt müssen wir die Köpfe hochbekommen, morgen und Dienstag warten wichtige Spiele, daher müssen wir nach vorne schauen. Alle Spieler haben mit Herz und Leidenschaft gekämpft, aber das war so ein Tag, da kannst du machen, was du willst und läufst immer hinterher. 

Mads Mensah Larsen, Spieler SG Flensburg-Handewitt:  

... zu den Gründen für die Niederlage: Das ist sehr bitter, wenn man so schlecht spielt, gerade im Tor und in der Abwehr. Wir haben zu viele Fehler gemacht, die Defensive stand schlecht – daher ist das eine richtig große Enttäuschung Das Spiel haben wir in der Defensive verloren, wir waren zu schlecht und zu wenig aggressiv um zu gewinnen. Nach einem guten Start hatten wir zu viele technische Fehler, und dann in der Defensive keine Lösung gefunden.  

... zu den Aussichten seines Teams: Wir hatten uns etwas anderes erhofft und vorgestellt, aber jetzt haben wir nicht viel Zeit uns zu ärgern. Nun wollen wir uns am Dienstag fürs Finalturnier der European League qualifizieren. Es muss weitergehen, wir dürfen kein Mitleid mit uns selbst haben, wir haben noch andere große Ziele. 

Foto: Klahn