10.10.2018  2. HBL

Florian Billek (HSC 2000 Coburg): "Ich würde mich freuen, in Coburg meine Karriere zu beenden."

Acht Spiele, sieben Siege, ein Unentschieden - der HSC 2000 Coburg ist das Team der Stunde der 2. Handball-Bundesliga. Großen Anteil daran hat Florian Billek, der mit 55 Saisontoren mit deutlichem Abstand bester Torschütze der Franken ist. Wir haben uns mit dem Rechtsaußen über den Saisonstart, seine zwei linken Hände und über eine verpasste Mallorca-Ausfahrt unterhalten.

Hallo Florian! Hast du heute schon den Abwasch gemacht?

Florian Billek: (lacht) Da wir leider keine Spülmaschine zu Hause haben, bleibt das tatsächlich meistens an mir hängen.

Deine Verlobte hat uns verraten, dass bei euch die Rollen im Haushalt ein bisschen vertauscht sind. Während du eher die Wohnung sauber hältst, baut sie die Möbel zusammen.  

Florian Billek: (lacht) Das ist richtig. Ich schmeiße bei uns daheim in der Regel den Haushalt. Momentan läuft auch schon die zweite Waschmaschine. Wenn es aber um handwerkliche Themen geht, bin ich raus. Da habe ich einfach zwei linke Hände. Dafür ist sie dann zuständig.

Du warst am Sonntag auf dem Oktopafest in Coburg. Bei welchen musikalischen Klassikern hast du mitgesungen?

Florian Billek: Da waren echt ein paar gute Lieder dabei. Ich mag das einfach, wenn zum Beispiel der „Böhmische Traum“ kommt oder die Flippers gespielt werden. 

Woher kommt dein Fable für die deutsche Schlager- und Blasmusik?

Florian Billek: Ich bin in einem Dorf in Hessen aufgewachsen. Von Juni bis Oktober war eigentlich jede Woche irgendwo eine Kirmes. Da werden diese Lieder rauf und runter gespielt. In Bayern ist das natürlich nicht anders. Da werden schöne Erinnerungen wach.

Kommen wir zum sportlichen Teil deines Lebens. Mit dem HSC 2000 Coburg stehst du nach acht Spieltagen weiter ohne Niederlage auf Platz Eins.

Florian Billek: Mit der Platzierung habe ich sicher nicht gerechnet. Das ist eine schöne Momentaufnahme, die ich genieße. Wir haben etwas gebraucht, die Neuzugänge einzubinden. Deshalb haben die Ergebnisse in der Vorbereitung auch nicht gestimmt. Jetzt sind wir zusammengewachsen und die Jungs helfen uns weiter. Wir sind eine starke Truppe und können viel erreichen!

In der Saison 2015/16 stand der HSC 2000 Coburg nach acht Spieltagen ebenfalls auf Platz Eins der 2. Handball-Bundesliga. Am Ende stand der Aufstieg.

Florian Billek: Das war mir gar nicht bewusst. Damals sind wir aber als Drittplatzierter aufgestiegen. Das würde dieses Jahr nicht mehr reichen. Die 2. Handball-Bundesliga ist in diesem Jahr extrem stark. Da gibt es fünf bis sieben Mannschaften, die locker aufsteigen können. Es gibt keinen Top-Favoriten mehr wie im letzten Jahr zum Beispiel den Bergischen HC und die SG BBM Bietigheim. Das macht die Liga sowohl spannend, als auch verrückt. Jetzt stehen wir oben. Das kann in fünf Spieltagen aber auch ganz anders aussehen.

Nach dem Aufstieg kam für Coburg gleich wieder der Abstieg. Du bist damals als Nationalspieler in die 2. Handball-Bundesliga gegangen. Diese Loyalität sieht man heutzutage im Profisport nur noch selten.

Florian Billek: Für mich hat sich die Frage eines Wechsels nach dem Abstieg nie gestellt. Ich spiele seit zwölf Jahren auf diesem Niveau Handball. In der Zeit war ich gerade einmal bei drei Vereinen. Ich bin ein Mensch, bei dem das Gesamtpaket stimmen muss. In Coburg passt alles super. Wir haben nach dem Abstieg gesagt, dass wir in den nächsten Jahren wieder oben anklopfen wollen. Diese Ambitionen haben wir. Ich habe jetzt fünf Jahre in der DKB Handball-Bundesliga gespielt und hoffe sehr, dass noch ein paar Jährchen dazukommen.

Du bist einer der dienstältesten Coburger und hast die Entwicklung der letzten Jahre geprägt. Ist der HSC dein Verein?

Florian Billek: Wie gesagt, das Gesamtpaket muss stimmen. Ich möchte nicht einfach bei irgendeinem x-beliebigen Club Handball spielen. Der Wohlfühlfaktor ist in Coburg enorm hoch. Die Stadt ist schön. Die Fans sind super. Dem Verein habe ich viel zu verdanken. Ich bin hier Nationalspieler geworden und habe viele schöne Momente erlebt.

Wird Coburg auch dein letzter Verein bleiben?

Florian Billek: Ich habe einen Vertrag bis 2021 und diesen möchte ich definitiv erfüllen. Mein Plan ist es, auch danach noch auf diesem Niveau Handball zu spielen. Von meiner Seite aus sehe ich keinen Grund, den Verein nochmal zu verlassen. Wenn der HSC das auch so sieht, würde ich mich freuen, hier irgendwann auch meine Karriere zu beenden.

Zum Abschluss haben uns deine Mannschaftskameraden auch noch ein paar Dinge verraten. Woher kommt denn dein Spitzname Fischi?

Florian Billek: (lacht) Dieser Name ist eigentlich eine Frechheit. Der Name geht auf Sebastian Kirchner zurück, mit dem ich noch zwei Jahre zusammenspielen durfte. Ein unfassbar lustiger Typ! Ich weiß nicht warum, aber er kam irgendwann mal im Training zu mir und meinte, ich sehe aus wie ein Fisch. Weil er mich aber nicht ‚Fisch‘ nennen wollte, hat er als Verniedlichung das ‚i‘ noch hinten drangehängt. Das kam bei der Mannschaft natürlich extrem gut an und ist bis heute hängen geblieben.

FIFA ist nicht gerade dein Lieblingsspiel auf der Konsole, oder? Uns wurde verraten, dass du ein gern genommener Gegner bist.

Florian Billek: Das kommt immer darauf an, gegen wen. Es gibt bei uns im Verein Experten, die sich in ihrer Freizeit nur mit dem Zocken beschäftigen und nicht mit dem Leben drumherum. Ich probiere es dann immer mit einem defensiven 5-3-2-System und versuche so lang wie möglich kein Gegentor zu kassieren (lacht). Ich bin tatsächlich nicht der beste FIFA-Spieler. Wenn man jetzt ein FIFA-Turnier organisieren würde, bei dem jeder Verein der 2. Handball-Bundesliga seinen besten Spieler hinschicken würde, dann wäre ich definitiv nicht für Coburg dabei.

Sondern?

Florian Billek: Ich glaube Jakob Knauer ist gar nicht so schlecht.

Und mit welchem Verein spielst du immer?

Florian Billek: Da gibt es für mich nur die Frankfurter Eintracht. Im Spiel und im wahren Leben. Ich bin ein Eintracht Frankfurt-Ultra. Das muss man schon so sagen. Das ist hier in Bayern mit den ganzen Erfolgsfans gar nicht so leicht, aber ich halte die Farben der Eintracht hoch. Wenn Frankfurt mal verliert, dann habe ich auch richtig schlechte Laune.

Allerletzte Frage: Deine mündliche Mathe-Abiturprüfung. Welche Erinnerungen kommen da hoch?

Florian Billek: Das Allerwichtigste ist erst einmal, dass ich mein Abitur und inzwischen auch meinen Bachelor bestanden habe. Von daher hat sich alles zum Guten entwickelt. Das war damals mein erstes Jahr beim TV Hüttenberg und wir hatten schon die Abschlussfahrt nach Mallorca gebucht. Unglücklicherweise habe ich in der schriftlichen Mathe-Prüfung unterpunktet und durfte dann zum mündlichen Termin nochmal antanzen. Die war leider genau zur gleichen Zeit wie der Mallorca-Aufenthalt. Anstatt also am Strand zu liegen, hatte ich nochmal einen Termin in der Schule zur mündlichen Mathe-Prüfung (lacht).

Danke für das Gespräch!

Foto: Rosenbusch