28.11.2022  2. HBL

Nordhorn holt dritten Sieg in Folge gegen Aufsteiger Potsdam

Die HSG Nordhorn-Lingen hat nach dem 28:25 (15:12)-Sieg gegen den 1. VfL Potsdam wieder Anschluss an die Spitzengruppe der 2. HBL. Nach einem abwechslungsreichen, knappen Spiel, in dem Georg Pöhle mit fünf Toren und sieben Assists die zentrale Figur im Spiel der HSG war, stehen die Niedersachsen nun auf Platz fünf der Tabelle.

Es hat wieder geklappt: Vor 2.109 begeisterten Zuschauern besiegte die HSG Nordhorn-Lingen am frühen Sonntagabend im Euregium den starken Aufsteiger 1. VfL Potsdam. Damit steht die Mannschaft von Daniel Kubeš nach den gleichzeitigen Niederlagen von Dessau und Eisenach auf Platz 5 in absoluter Schlagdistanz zu Aufstiegsplatz 2 – in einer Liga, die spannender und ausgeglichener kaum sein könnte. Der Reihe nach:

Genauso wie zuletzt beim überzeugenden +8-Sieg in Bietigheim fehlte der HSG neben den vier Langzeitverletzten auch wieder Defensiv-Ass Nebojša Simović, dessen Rückkehr man sich in der nächsten Partie erhofft. Der Kader sah also genauso aus wie acht Tage zuvor.

Beim äußerst jungen Team des allseits bekannten Trainers Bob Hanning war der 20-jährige Stammkeeper Lasse Ludwig, dessen krankheitsbedingtes Fehlen auf der VfL-Homepage angekündigt worden war, doch mit dabei. Er ist wie einige seiner Mannschaftskameraden per Zweitspielrecht zuletzt auch schon für die Füchse Berlin aktiv gewesen. Der dritte Torwart Blaz Voncina (39) war auch im Aufgebot und hob den Altersdurchschnitt merklich an – der nächstjüngere Spieler bei den Adlern ist 25 Jahre alt.

 

Und damit rein ins Spiel: Fehlpass, 0:1, nächster Ball gehalten, 0:2 – kein guter Start für die HSG im Euregium, in dem zu allem Überfluss auch noch eine Anzeigetafel ausgefallen war. Luca de Boer warf das erste Tor für die Roten, nach Georg Pöhles Treffer hieß es 3:3 (5.). In dieser frühen Phase gab es viele technische Fehler bei der HSG, vermeidbare Ballverluste machten es den Adlern aus Potsdam in der Folge leicht, auf 3:6 davonzuziehen (11.).

Auch zwei 7-Meter, die der Kapitän der Gäste, Karl Roosna, verwandelte, trugen zu deren +3-Führung bei. Um es vorwegzunehmen: Am Ende kamen die Brandenburger auf sage und schreibe zehn (!) Strafwürfe, von denen der Este acht im Netz versenkte, und noch einen im Nachwurf. Ein weiterer Treffer aus dem Spiel heraus machte ihn zum mit Abstand besten Torschützen der Partie (10/8).

Daniel Kubeš nahm die Auszeit und hatte wohl wieder die richtigen Worte gefunden. Zweimal Georg Pöhle, Julian Possehl und Samuel Lindberg stellten mit dem 7:6 auf die erste Führung der Hausherren, die nun mit Unterstützung der Zuschauer richtig im Spiel angekommen waren. Nun war es Bob Hanning, der zur Auszeit bat (18.), doch ein herrlicher Dreher von Possehl machte einen +5-Lauf der Roten komplett, es stand 8:6. Luca de Boer erhielt seine zweite Zeitstrafe, doch dieser Umstand sollte nicht entscheidend ins Gewicht fallen.

Das 10:8 erzielte Jaime Fernandez mit dem einzigen HSG-7-Meter, dann markierte Tarek Marschall in Überzahl die erste +3-Führung der Gastgeber. Das 12:9 warf Luca de Boer (24.), auf den wir gleich noch einmal zu sprechen kommen. Zweimal ließ Potsdam beim Stand von 12:11 noch die Ausgleichschance liegen, bevor Kreisläufer de Boer förmlich aufdrehte und seinem gerade erzielten bis zur Halbzeit noch drei weitere Tore folgen ließ – vier Treffer in sechs Minuten für unsere Nummer 19! Nebenbei: Das letzte Tor per Rückhand-Dreher Sekunden vor der Pause fiel in die Kategorie „gibt’s doch gar nicht“! Halbzeitstand 15:12.

Die zweite Hälfte begann bei Potsdam mit dem bisherigen Topscorer Beneke, die Aufgaben des baumlangen 19-jährigen im rechten Rückraum hatte der schon erwähnte Karl Roosna bis dahin bestens wahrgenommen. Zum Glück für die HSG kam Beneke jedoch nicht mehr richtig in die Partie. Dominik Kalafut stellte beim 17:13 erstmals auf +4 (33.), doch zwei Chancen auf eine noch höhere Führung konnten nicht genutzt werden. Potsdam blieb dran – auch dank der zahllosen 7-Meter, welche dem Aufsteiger zugesprochen wurden.

Immer wieder hatten die Gäste in dieser Phase schnelle Antworten auf die Tore der HSG. Während der Hallensprecher manches Mal noch den Namen des Torschützen rief, hatte es auf der Gegenseite schon wieder eingeschlagen. Doch sei’s drum: Die Offensive der Hausherren blieb effizient, und der Vorsprung blieb bei mindestens zwei Toren. Nach Markus Stegefelts Schlagwurf zum 21:18 zückte Bob Hanning wieder die Grüne Karte: Auszeit (41.).

Beim Stand von 23:20 hielt Bart Ravensbergen, der in der zweiten Halbzeit für Björn Buhrmester im Tor stand, bravourös – und auch Daniel Kubeš hatte seinen Männern noch einmal etwas zu sagen (49.). Nach einer Zeitstrafe für Pöhle und einem weiteren 7-Meter (24:22, 51.) handelte Kubeš sich wegen Reklamierens die Gelbe Karte ein. Hier war richtig etwas los! Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten und trugen ihren immensen Teil zu einem großartigen Handballerlebnis bei.

Nun war es Tarek Marschall, der mit zwei Treffern erfolgreich war, doch noch war der Deckel nicht drauf. Exakt fünf Minuten vor Schluss stand es 26:24. Dann traf Possehl und direkt darauf eroberte Lindberg den Ball und brachte den Tempogegenstoß ins Ziel. Innerhalb von Sekunden hatte die HSG dem 1. VfL Potsdam nun doch den Zahn gezogen (28:24, 57.). Bart hielt den nächsten Ball, und nach einer Zeitstrafe für die Gäste lief die restliche Zeit herunter – Endstand 28:25. Jubel, Party, Humba – und Glückwunsch an das ganze Team, in dem de Boer und Pöhle mit je fünf Treffern das Tore-Ranking anführten.

 

Stimmen zum Spiel

In der PK sagte Füchse-Geschäftsführer und Adler-Trainer Bob Hanning, dass es schön gewesen sei, „mal wieder hier gewesen zu sein“. Er habe in Nordhorn „viele Erstligaschlachten bestritten“. Er gratulierte Daniel Kubeš zum Sieg, dieser habe die HSG gut auf sein Team eingestellt. Mehrere Male sei seine Mannschaft kurz davor gewesen, zum Ausgleich zu kommen, habe aber jeweils das Momentum nicht genutzt. Letztlich habe die HSG die Partie routiniert zu Ende gespielt und seine jungen Spieler hätten Lehrgeld bezahlt. Last but not least lobte Hanning das Nordhorner Publikum („tolle Kulisse“, „sehr fair“, „extrem wertschätzend“, „hat viel Freude gemacht“).

Daniel Kubeš zeigte sich auch „begeistert von der Kulisse“ und sprach von einem „super Erlebnis“ für seine Jungs. Diese hätten nicht gut angefangen, nach zehn Minuten aber doch noch ins Spiel gefunden. Es sei heute eine „Geduldsfrage“ gewesen, auf die sein Team immerhin teilweise Antworten parat gehabt habe. Das Spiel habe mehrmals „auf der Kippe“ gestanden. Er lobte Bob Hanning für sein Projekt, das zweifellos weiter wachse. Dessen junge Spieler würden immer besser werden, und es werde in Zukunft immer schwieriger, Potsdam zu schlagen. Umso glücklicher sei er nach diesem Sieg. Bleibt zu sagen, dass sich auf Nachfrage beide Trainer auch noch sehr kritisch zur aktuellen Fußball-WM äußerten. 

Quelle: HSG Nordhorn-Lingen / Foto: Bültmann