23.03.2023  2. HBL

Eisenach schlägt Dormagen und bleibt oben dran

Der ThSV Eisenach hat am Mittwochabend eine Reaktion auf die Niederlage bei TuSEM Essen gezeigt. Mit 27:22 (11:11) gewann das Team von Misha Kaufmann gegen den TSV Bayer Dormagen. Durch den Sieg bleibt Eisenach an Lübbecke dran. Der Rückstand auf Rang zwei beträgt nur einen Punkt. Die Wiesel rutschen hingegen auf Platz 15 ab.

Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte sprach nach dem 27:22 (11:11) -Erfolg über den TSV Bayer Dormagen von einem Arbeitssieg. Sein stets kritischer Coach Misha Kaufmann zeigte sich enttäuscht vom Auftritt seines Teams, schob aber gleich nach, sein Team habe den Sieg gewollt, diesen erreicht und das zähle letztendlich. Der Druck im Kopf werde größer, doch eine Top-Mannschaft, die im Aufstiegsrennen steht, müsse auch eine solche Phase meistern. „Wir müssen uns gemeinsam durchbeißen, mit Leidenschaft, Einsatz, Herz und Bereitschaft“, betonte Misha Kaufmann. Peter Walz führte als echter Kapitän in Angriff und Abwehr das Eisenacher Team, wartete zudem – im Gegensatz zu etlichen seiner Mitspieler – mit einer 100-Prozent-Wurfquote (4 Versuche – 4 Treffer) auf. Hervorzuheben der mit vollster Überzeugung erzielte Treffer zum 11:11-Halbzeitstand, nach einem 7:11-Rückstand (26.).  Die entscheidende Etappe, als die Eisenacher den 7:11-Rückstand (26.) mit einem 11:4-Tore-Lauf in eine 18:15-Führung (43.) verwandelten. Von „zwei wichtigen Punkten in Sachen Erstligaaufstieg“ sprach der am Spieltag seinen 28. Geburtstag feiernde Kreisläufer Ruben Sousa. Der ThSV Eisenach hat auf den begehrten 2.Tabellenplatz, derzeit vom TuS Nettelstedt-Lübbecke inne, weiterhin nur einen Zähler Rückstand.

Vor dem Anpfiff überbrachten Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Bürgermeister Christoph Ihling eine frohe Botschaft aus dem Eisenacher Stadtrat. Dieser hatte am Vorabend mit großer Mehrheit grünes Licht für das Großprojekt Wartburgarena gegeben, der zukünftigen Heimstätte des Flaggschiffs des Thüringer Männerhandballs. Rene Witte hofft, dass die Ausschreibungen und die Aufnahme der Arbeiten in einem Industriedenkmal des Eisenacher Automobilbaus nun zügig vorangehen. Von der neuen Arena profitieren der Schul- und Vereinssport. Sie wird zugleich Stätte für Konzerte und Tagungen sein. Kurzum, alle Eisenacher und ihre Gäste profitieren davon.

Unmittelbar nach dem Anpfiff unterbrachen die Schiedsrichter Christopher Hillebrand und Stefan Umbescheidt die Partie für eine Minute stillen Gedenkens. Die nahezu 1.600 Zuschauer und die Spieler beider Teams gedachten des vor wenigen Tagen verstorbenen Trainers Dr. Rolf Brack. „Mit seiner Art an der Seitenlinie und mit seinen Erfolgen hat Dr. Rolf Brack den Status einer Trainer-Legende im Handball erworben. Die Erfolge waren dabei keine Titel, sondern Auf- und vor allem verhinderte Abstiege. Während seiner fast zehnjährigen Amtszeit wurde HBW Balingen-Weilstetten beispielsweise zu den Galliern von der Alb“, erinnerte Hallensprecher Jürgen Hausburg  an den im Alter von 69 Jahren verstorbenen Sportwissenschaftler.

Der ThSV Eisenach trauert um den langjährigen Mannschaftsleiter seiner 2. Männermannschaft und verschiedener Nachwuchsteams Peter Weiß. „ Er begleitete Generationen von ThSV-Spielern, chauffierte sie am Lenkrad von Kleinbussen durch ganz Thüringen, ja durch das gesamte Bundesgebiet. Einer Vielzahl von Trainern stand Peter Weiß zur Seite. Er, stets hilfsbereit, zählte zu den guten Geistern unseres Vereins“, betonte der ThSV Eisenach. Auch dem in der Vorwoche 79-jährig Verstorbenen wurde gedacht.

Den Gästen fehlten verletzungs- und krankheitsbedingt wichtige Stammkräfte wie 2,07-Meter-Mann Andre Meuser und Patrick Hüter. Das sorgte zunächst auf Eisenacher Seite für Verwirrung, hatte der Gastgeber sein Konzept doch auf eine andere Formation der Gäste ausgerichtet. „Damit war unsere vorbereitete Taktik über den Haufen geworfen“, gestand Misha Kaufmann. Die arg dezimierten „Wiesel“ spielten frei und couragiert auf, zähflüssig hingegen das Eisenacher Spiel. Nach 26 Minuten leuchtete ein 7:11 auf der Anzeigetafel. „Wir ließen hochkarätige Torchancen aus“, konstatierte Eisenachs Linksaußen Timmothy Reichmuth. Dormagens Keeper Martin Juzbasic verwehrte Eisenacher Bällen das Überqueren der Torlinie, wurde mit 7 Paraden im ersten Abschnitt notiert.(Im zweiten kam von ihm nur noch 1 Parade hinzu.). „Mit ganz viel Leidenschaft haben wir den 4-Tore-Rückstand egalisiert, sodass es praktisch bei 0:0 in die zweite Halbzeit ging“, konstatierte Eisenachs junger Rückraumspieler Marko Grgic. Ja, das Pausenresultat war aus Eisenacher Sicht das Beste der ersten 30 Minuten. „Wir mussten unseren kompletten Innenblock und unseren Stamm-Rechtsaußen ersetzen“, führte Dormagens Trainer Matthias Flohr in das allgemeine Resümee ein, wollte damit auch die Wertigkeit der eigenen 11:7-Führung untermauern. Sein gerade das 18. Lebensjahr vollendende Kreisspieler Jan-Christian Schmidt überzeugte in Angriff und Abwehr.

„Im zweiten Abschnitt haben wir stabil verteidigt und unsere Torchancen besser genutzt“, erklärte Timmothy Reichmuth. Die Umstellung auf eine 6:0-Abwehrformation bekam der Eisenacher Defensive ausgesprochen gut. „Wir haben die Gäste zu Fehlwürfen und technischen Fehlern gezwungen, das Spiel an uns gerissen“, konstatierte Marko Grgic. In den Dormagener Reihen stand ein mit dem Eisenacher nicht verwandter Mislav Grgic (5 Treffer). Als der aus Gastgeber-Sicht „richtige Grgic“ immer wieder an den Ketten zerrte, Verantwortung beim Torwurf übernahm, wie nach einer Finte zum 14:13 (37.), rissen die Wartburgstädter das Zepter an sich. Der in der 22. Minute den bis dahin glücklosen Johannes Jepsen ablösende Stanislaw Gorobtschuk unterstützte mit 5 abgewehrten Bällen seine Vorderleute. In der Rückraumbesetzung mit Alexander Saul, Jannis Schneibel und Marko Grgic, im Innenblock zwischenzeitlich mit Philipp Meyer und Ruben Sousa, übernahmen die Eisenacher das Sagen. Alexander Saul netzte im Doppelpack zum 17:15 ein (42.). Timmothy Reichmuth legte zum 18:15 nach (43.). In Unterzahl fanden sich Jonas Ulshöfer und Peter Walz zum 19:16 (45.). Marko Grgic musste verletzt runter, Daniel Hideg übernahm dessen Aufgaben. Ivan Snajder netzte von Linksaußen zum 20:16 ein (47-). „Wir fanden im Angriff kaum noch Lösungen“, so Matthias Flohr. „Doch auch bei uns lief es nicht durchgehend gut, leisteten wir uns unnötige Ballverluste“, merkte Timmothy Reichmuth kritisch an. Einen an Peter Walz (auf Zuspiel von Daniel Hideg) verwirkten Siebenmeter verwandelte Fynn Hangstein zum 21:17 (51.). Am Vorabend seines 23. Geburtstages vermochte Fynn Hangstein nicht wie gewohnt zu glänzen. Sehenswert der Kempa-Treffer zum 22:18 (53.), von Ante Tokic aufgelegt zum fliegenden Fynn Hangstein. „Wir kamen zwar noch einmal auf zwei Tore heran, den Bock aber noch umzustoßen, gelang uns nicht“, beschrieb Matthias Flohr die Schlussphase. Jaka Zurga hatte auf 23:21 verkürzt (56.). Jannis Schneibel übernahm Verantwortung, zog zum 24:21 ab (57.). Jonas Ulshöfer erhöhte auf 25:21(59.), Peter Walz auf 26:21 (59.). „Wir haben nicht gut gespielt“, gestand Timmothy Reichmuth, bevor der Geburtstagskuchen von Ruben Sousa in der Kabine allen mundete…

Statistik:

ThSV Eisenach : Jepsen (1 Parade), Gorobtschuk (bei einem Siebenmeter sowie 22.-54./ 5 Paraden); Reichmuth (1), Hübke, Hangstein (3/2), Ulshöfer (1), Walz (4), Grgic (3), Tokic (2), Hideg, Sousa, Meyer, Donker, Schneibel (5), Snajder (3), Saul (5)

Bayer Dormagen : Jusbasic (8 Paraden), Broy (ab 53./ 1 Parade); Pauli, Reuland, Senden (1), Sondermann (1), Klimpke, Zurga (4), Rehfus, I. Hüter, Reimer (4/3), Grgic (5), Träger, Sterba, Schmidt (4), Steinhaus (3)

Siebenmeter : ThSV Eisenach 2/2 – Bayer Dormagen 3/3
Zeitstrafen : ThSV Eisenach 4 x 2 Min.- Bayer Dormagen 4 x 2 Min.
Schiedsrichter : Hillebrand/ Umbescheidt
Zuschauer : 1.590

Quelle: ThSV Eisenach / Foto: ThSV Eisenach