17.10.2021  2. HBL

Nordhorn dreht Partie der Absteiger - Buhrmester stark

Samstagabend, halb acht. Sportschauzeit, doch wir sind natürlich in der EmslandArena. Unsere HSG Nordhorn-Lingen spielt gegen den HSC 2000 Coburg. Zunächst zum Personal: Fontaine ist wie Buhrmester im Vergleich zum letzten Spiel zurück, auch der angeschlagene Possehl ist im Kader. Somit fehlen „nur“ Ravensbergen, Wasielewski und Patzel. Gravierend auf Coburger Seite: Unter anderem ihr womöglich wichtigster Mann – Florian Billek – ist wegen Verletzung nicht dabei. Zudem fehlt der erkrankte Tobias Varvne, zuletzt erfolgreichster Schütze. Ohnehin tragen nur 12 Spieler heute ein gelbes Trikot – darunter vier mit Geburtsjahr 2000 – in Rot sind es 15.

Zum ersten Mal überhaupt in dieser Saison geht unser Team mit 1:0 in Führung – Stegefelt trifft. Schnell steht es 2:2, bevor fünf Minuten lang überhaupt kein Tor fällt. Das nächste erzielen die Gelb-Schwarzen von der Strafwurflinie und liegen erstmals in Front. In Minute 14 steht es 5:5 und unser Team – erste Zeitstrafe – ist in Überzahl. Doch nun sind es die Roten, die hinterherlaufen. Der 40-jährige (!) tschechische Keeper Kulhanek lenkt Webers Ball an den Innenpfosten und der Gast stellt im Gegenzug auf +2.

Am Publikum, das seine Mannschaft anfeuert, liegt es nicht, dass es noch nicht läuft bei der HSG. Als es 6:9 steht (20.), nimmt Daniel Kubes die erste Auszeit, personelle Wechsel sind die Folge. Dann wird es bitter: Zwei HSG-Fehler werden jeweils direkt bestraft und Coburg stellt auf 7:12 (23.). Ratlose Gesichter, nun doch erster Unmut auf den Rängen. Als Kulhanek das mögliche -3 nach Tempogegenstoß verhindert und die Coburger Bank jubelt, nimmt ihr wie Kubes aus Tschechien stammender Coach Alois Mraz die Auszeit.

Die HSG verkürzt zwar trotzdem auf -3, doch in Minute 29 stellt der Gast den alten Abstand wieder her (9:14), die erste Zeitstrafe für unser Team gibt’s obendrauf. Diese „gebrauchte“ erste Halbzeit endet immerhin versöhnlich: Sekunden vor Schluss gibt’s zwei Minuten für Coburg und Pöhle wirft in letzter Sekunde das 11:14. So laut war es hier heute noch nicht! Und Hallensprecher Wolle Köster sagt das, was alle denken: „Da sind es nur noch drei!“.

Weber hat drei von drei Strafwürfen versenkt und führt die Torschützenliste an. Der bis dahin wohl beste Mann der Roten trägt heute jedoch ein blaues Trikot. Wie Kulhanek auf der Gegenseite steht nämlich auch Buhrmi bei sechs Paraden, darunter auch wieder der ein oder andere „Unmögliche“! Mal sehen, ob sein Vertreter Jonas Maier (ausführliches Interview auf unserer Homepage) auch noch zwischen die Pfosten rückt.

Weiter geht’s: Mehrmals hat Coburg in dieser Saison schon in der zweiten Halbzeit teils deutliche Führungen verspielt. Das wissen sie selbst natürlich auch … . Den ersten Treffer erzielen sie trotzdem – die HSG kontert, die Tore fallen abwechselnd: 14:17 (35.). Dann ist Buhrmi erneut on fire und Pöhle wirft den Anschlusstreffer! Chance zum Ausgleich … Yes! „Unsere 94“ trifft schon wieder!

Bei 18:18 (38.) ist die HSG in Unterzahl, und natürlich bleiben die Gäste dran. Dann 7-Meter: Weber wirft den Ball an die Latte – und trifft im Nachschuss. Kurz darauf: Chance zur Führung … gehalten … noch einmal … Yes! Stegefelt macht’s: 21:20 (43.)! Pöhle zum +2 – das hatten wir heute noch nicht! +3 auch nicht => Pöhle again!

Die Schiedsrichter pfeifen einen Coburger Angriff zurück. Der junge Kurch regt sich derartig auf, dass er dafür eine Zweimal-zwei-Zeitstrafe und die Rote Karte erhält. Gelesen ist die Messe jedoch noch nicht, der noch jüngere Jochens im Tor hält zweimal und Coburg verkürzt in Unterzahl – sogar doppelt: 23:22 (50.). Der HSG gelingt erst wieder ein Tor, als die vier Minuten um sind: Weber mit seinem ersten Feldtor! Auszeit Coburg.

Ball erkämpft, Tempogegenstoß. Tor durch Stegefelt, wieder +3! Erneut geht es abwechselnd weiter, bevor fünf Minuten vor Schluss Daniel Kubes seine Auszeit nimmt – es steht 26:24, Rot hat den Ball. Pöhle steht inzwischen bei 7 (von 7), Stegefelt bei 5 (von 5). Es steht 27:25, noch vier Minuten. Kalafut erhöht – und muss auf die Strafbank. 7-Meter … „Buhrmi!“, feuern die Zuschauer den Keeper an … und der hält! Es steht 28:26, noch zwei Minuten.

Coburg kommt in Überzahl in Ballbesitz, der Wurf aufs leere HSG-Tor geht jedoch zum Glück über den Kasten. Als Pöhle auf der Gegenseite endgültig zum Man of the Match wird, steht die Halle – buchstäblich und kopf! Kurz darauf ist die Partie aus, aus dem -3 zur Pause hat die HSG Nordhorn-Lingen ein 29:26 gemacht. Mit Tiga geht’s auf die Ehrenrunde, Pöhle (8 Tore) und Buhrmi (13 Paraden) voran. Und wir zur Pressekonferenz …

Coburg-Trainer Mraz machte seiner personell gebeutelten Mannschaft keinen Vorwurf, lobte vielmehr deren kämpferische Einstellung und gratulierte zum Sieg. Über seinen dezimierten Kader sprach er erst auf Nachfrage. Daniel Kubes hob die „Schokoladenseite“ hervor, die sein Team in der zweiten Halbzeit gezeigt habe. Anschließend unterhielten sich die beiden schon lange befreundeten Trainer. Dass es um das Spiel ging, nehmen wir an, denn sie taten es in ihrer Muttersprache.

Quelle: HSG Nordhorn-Lingen

Foto: Bültmann