04.04.2022  2. HBL

HSG Nordhorn-Lingen wieder zurück in der Erfolgsspur

Die englische Woche in der 2. Handball-Bundesliga ist beendet. Nach der deutlichen 30:23-Auswärtssniederlage am 28. Spieltag, vergangenen Mittwoch, gelang ihnen Sonntag die Wiedergutmachung. In einem engen Spiel gewannen sie zuhause mit 30:28 gegen den HC Elbflorenz Dresden.

Nach der deutlichen Niederlage in Bietigheim am Mittwochabend, als die HSG noch mit „voller Kapelle“ angetreten war, erschienen die Voraussetzungen vor der Partie gegen Hamm-Bezwinger HC Elbflorenz am späten Sonntagnachmittag im Nordhorner Euregium deutlich schlechter. Nils Torbrügge, Luca de Boer, Sander Visser und Pavel Mickal fehlten, über positive Corona-Tests im HSG-Team war ja bereits berichtet worden. Sicherlich noch schlimmer ist die Verletzung von Johannes Wasielewski anzusehen, der sich beim Abschlusstraining schwer an der Wurfhand verletzt hat. Unser Linkshänder konnte seine Mannschaft heute nur von der Bank aus unterstützen.

Im Dezember hatte es auch bei der HSG vier Corona-Fälle gegeben, seinerzeit waren Buhrmester, Miedema, Seidel und Terwolbeck betroffen und konnten vier bzw. fünf Spiele nicht mit dabei sein. Gleichwohl waren auch Gegner unserer Mannschaft schon betroffen und hatten gegen die HSG nur personell geschwächt antreten können. Und sich zu beklagen, hat bekanntlich noch niemandem geholfen, und so ging unsere Mannschaft trotz aller Probleme mit vollem Einsatzwillen in die Partie gegen den Tabellen-6. aus der sächsischen Landeshauptstadt.

Der Blick auf den Spielberichtsbogen ergab Interessantes: Denn auch der Gegner aus Dresden hatte prominente Ausfälle zu verzeichnen. Neben dem schon in den letzten Partien abwesenden Lukas Wucherpfennig schmerzte die Sachsen der Ausfall des erkrankten Spielmachers und Topscorers Sebastian Greß am meisten. Und wer ersetzte die fehlenden HSG-Kräfte? Der 18-jährige Silas Speckmann hatte in dieser Spielzeit schon des Öfteren zum Kader gehört. Für Toon Leenders, der vor der Saison seine Karriere beendet hatte, galt das nicht. Umso schöner, ihn heute im roten Trikot wiederzusehen!

Und damit rein ins Spiel:

0:1, das erste Tor der HSG zählt nicht – bis zum Schluss sollen insgesamt fünf Treffer der Roten keine Anerkennung finden. 0:2, bevor Julian Possehl für die HSG eröffnet. In Minute 5 steht es 2:4, der Gast hat den besseren Start.
Als Robert Weber von der 7-Meter-Linie verkürzt und kurz darauf ausgleicht, ist die Halle zum ersten Mal voll da. Und das gilt auch für Björn Buhrmester, der bis dahin noch gar keinen Ball gehalten hat. Kurz darauf steht er bereits bei fünf Paraden, und nach einem 4:0-Lauf führt die HSG mit 6:4 (12.). Der HC Elbflorenz kann ausgleichen, bevor Weber erneut zum 7-Meter antritt – und scheitert. Doch davon lässt sich RW8 heute gar nicht beirren: Sekunden später steht er wieder bereit und verwandelt den Strafwurf unnachahmlich. Der Dresdner Ausgleich zum 7:7 (15.) ist der letzte in dieser Partie, Lasse Seidel schließt einen Tempogegenstoß sehenswert ab, und diese Führung wird unser Team nun nicht mehr hergeben.

Beim 11:8 – wieder nach Tempogegenstoß über Seidel – führt die HSG erstmalig mit +3. HC-Coach Göde nimmt die erste Auszeit, das Publikum jubelt und es macht richtig Spaß! Das 12:8 erzielt der ins Spiel gekommene Jonas Patzel (22.). Wir gönnen es unserem jungen Tschechen, der jedoch mit seinem nächsten Versuch scheitert. Dresden bleibt dran, die Tore unserer Jungs werden in dieser Phase stets sehr schnell gekontert. Der Innenblock – heute in Vertretung für de Boer und Torbrügge häufig von Georg Pöhle und Markus Stegefelt gebildet – verrichtet Schwerstarbeit, doch kann nicht alles verhindern. Und diese Akteure werden ja auch im Angriff benötigt! Daniel Kubeš wird später vom Zahnfleisch sprechen, auf dem einige seiner Spieler am Ende gekrochen seien. Recht hat er, und wir sind stolz auf unsere Jungs. In die Halbzeit geht es beim Stand von 16:13, das letzte Tor vor der Pause wirft der heute wieder wie entfesselt spielende Robert Weber.

17:13 und erstmals +4 – die zweite Hälfte beginnt gut. Das 20:16 erzielt wieder Weber per feinem Dreher (35.), dann trifft Patrick Miedema, bevor RW8 mit noch schönerem Dreher zum 22:18 einnetzt (39.). Unsereins würde sich bei einem solchen Wurfversuch wohl die Hand ausrenken. Die Chance, in Überzahl auf +5 zu stellen, wird nicht genutzt, wieder einmal zählt ein HSG-Treffer nicht. Die Sachsen bleiben dran, und trotzdem sieht es beim 24:20 gut für die Roten aus, als der HC erneut zur Auszeit bittet (44.).

Es folgen zwei Tore für die Gäste, bevor die HSG Glück hat. Als das Team nur noch einen Pass zur Verfügung hat, bewegt sich ein Dresdner zu früh aus der Mauer, muss zwei Minuten raus und das Zeitspiel ist „weg“. Miedema erzielt mit der Rückhand das schönste Tor des Tages – sorry, Robert – doch Elbflorenz verkürzt erneut. Es steht 25:23 (49.). In dieser Phase findet ein weiterer Treffer keine Anerkennung, und zwei Versuche der HSG landen an Latte und Pfosten. Doch auch Elbflorenz trifft nicht, was u. a. Bart Ravensbergen zu verdanken ist, der gerade ins Tor gerückt ist – und hält. HC-Trainer Göde wird später in der PK sagen: „Beim 25:23 hatten wir die Chance auf das -1, da hätte ich Nordhorn gerne nochmal gesehen.“

Tut er aber nicht, denn der heute wieder genesene Dominik Kalafut erhöht nach vier torlosen Minuten beider Teams auf 26:23 (53.). Auszeit HC, Pfostentreffer HC, Auszeit HSG. Fünf Minuten vor Schluss gibt es wieder 7-Meter für die Roten, Weber trifft, das Publikum ist „on fire“. Kurz darauf ist die HSG in Überzahl, die zwei Minuten sind jedoch so gut wie abgelaufen. In letzter Sekunde schmeißt Weber (am Ende: 11/3!) den Ball noch am ins Tor zurückeilenden HC-Keeper ins Netz: 28:24, noch zwei Minuten zu gehen. Kalafut muss nochmal runter, die Sachsen kämpfen weiter. Genau eine Minute vor dem Ende kommen die Gäste nochmal auf 29:27 heran, doch nun ist die Messe wirklich gelesen. Am Ende steht es 30:28, alles, was rot ist, feiert. Wir freuen uns, sind erleichtert und dankbar für ein tolles Handballspiel.

In der schon angesprochenen PK gratuliert der sympathische Rico Göde zum Sieg und spricht über „turbulente Tage“ mit einer „überschaubaren Trainingsgruppe“: „Improvisieren ist das neue Planen“. Er sagt ferner, dass er Johannes Wasielewski gern auf dem Spielfeld gesehen hätte, gerade auch auf ihn habe er sein Team vorbereitet. Für die „kleineren“ Spieler wie z. B. Alex Terwolbeck habe das nicht gegolten, ebenso wenig für die heute nicht zu stoppenden beiden Außen (Weber und Seidel insgesamt 17 Tore). Allein am dritten Spieltag hatte RW8 übrigens noch mehr Treffer erzielt.

Auch Daniel Kubeš geht anschließend auf die Dezimierung seiner Truppe ein und spricht dann über mögliche Gründe für den Erfolg. Die Möglichkeit, wieder vor einer vollen Halle zu spielen, habe dazu beigetragen (Zuschauerzahl: 1.380). In den letzten Tagen habe er mit seinem Team weniger über Handball gesprochen, als über Einsatz und Emotionen: „Meine Mannschaft hat sich wieder an die HSG-Identität erinnert.“ Und auf die Frage nach Rückkehrer Toon Leenders sagt unser Coach: „So lange war er ja gar nicht weg, und er hilft uns schon allein mit seiner Anwesenheit. Am Mittwoch habe ich ihn angesprochen und Toon hat nach zwei Sekunden gesagt: „Ja, ich komme, das spricht wirklich für ihn. Ich freue mich darauf, ihn nächste Woche wiederzusehen.“

Quelle und Foto: HSG Nordhorn-Lingen