12.02.2022  2. HBL

Glanzleistung des TuS Ferndorf in Hagen

Damit hatte wohl keiner gerechnet. Der Tabellenletzte gastierte am Freitag des 21. Spieltages beim VfL Eintracht Hagen. Dass in der 2. Handball-Bundesliga und vor allem in einem Derby aber alles möglich ist, zeigten die Gäste in diesem Spiel. Sie dominierten von Beginn an und gaben die Führung zu keiner Zeit aus der Hand. Es schien wirklich alles zu klappen, gegen die sonst so offensiv starken Aufsteiger. Mit dem 19:29-Sieg haben sie nicht nur zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf gewonnen, sondern sind auch, zumindest temporär, einen Tabellenplatz höher gerutscht.

Hellwach von der ersten Sekunde, war es bereits zu Spielbeginn der Tausendsassa im Ferndorfer Kasten, Lucas Puhl, der die ersten Duftmarken setzte. Die ersten vier Angriffe der Grün-Gelben fanden ihren Meister in Puhl. Einzig den ersten Siebenmeter von Pouya Norouzi musste der gebürtige Gummersbacherbeim 1:2 passieren lassen. Das verlieh seinen Vorderleuten Sicherheit, und auch die Abwehr trug mit schnellen Beinen ihr Scherflein dazu bei dass man ständig in Führung lag.
Im Angriff waren es Christoph Neuhold und Julian Schneider die klug Regie führten, ihre Nebenleute prächtig in Szene setzten oder selbst zum Abschluss kamen. Gerade Julian Schneider war der Siegeswille bis unters Hallendach anzumerken. Er riss mit seiner Art auch die Bank mit, die jede gelungene Aktion ihrer Mannschaftskameraden stehend feierte. Schneider in diesem Spiel mit der Begrifflichkeit des „Emotional Leaders“ zu schmücken ist wahrlich nicht zu hoch gegriffen. Bis zur 4:6 Führung in der 14.Minute hatten für den TuS Josip Eres, Mattis Michel, Rutger ten Velde, Valentino Duvancic und Julian Schneider getroffen. Ein Beweis dafür, dass man wieder das ausstrahlte was Andersson von seinem Team sehen will. Torgefahr von jeder Position.

Als Eres nach 23 Minuten auf 7:12 stellte, man gleichzeitig die beiden Hauptprotagonisten der Hagener, Norouzi und Vorlicek bestens im Griff hatte, fing man im Fanlager des TuS das Träumen an. Sollte es wieder einer dieser denkwürdigen Abende am Ischeland sein? Das Rückzugsverhalten par excellence, gute Ideen im Spielaufbau und eine sattelfeste Abwehr mit einem überragend agierenden Puhl im Kasten – Hagens Trainer Stefan Neff hatte genug gesehen.
Er bat die Seinen nach 27 Minuten bereits zu seiner zweiten Auszeit. Doch dieser rot-weißen Equipe war schwerlich beizukommen. Ein 9:14 zeigte die Anzeigetafel beim Gang in die Kabine. Neun Gegentore gegen ein Team, welches im bisherigen Saisonverlauf nie weniger als 24 Tore erzielt hat. Ein deutlicher Fingerzeig, wie gut Puhl im Zusammenspiel mit seiner Abwehr in der ersten Halbzeit war.

Halbzeit Zwei ging genauso weiter wie die der erste Spielabschnitt geendet hatte. Dabei war es zum einen weiterhin Puhl, der seine Quote konstant um die 40% hielt. Zum anderen trat nun Hollands National-Linksaußen Rutger ten Velde auf den Plan. Siebenmeter, schnelle Gegenstöße, Positionsangriff – der bei der EM so furios aufspielende ten Velde war nicht zu stoppen und sorgte beim 12:18 in der 39.Minute für die erste Sechs-Tore-Führung der Siegerländer.
Der 24-jährige Linksaußen trifft und trifft und trifft. Neff sah sich bereits nach 41 Minuten zu seiner dritten und letzten Auszeit gezwungen. Eine etwas offensiver agierende Abwehr sollte den Tabellenletzten nun ins Wanken bringen. Platz genug für klug agierende Handballer – in diesem Fall für den österreichischen Neuzugang im rot-weißen Trikot. Christoph Neuhold sorgte mit drei Toren en bloc nicht nur für eine Vorentscheidung beim 12:21. Nein, auch die Körpersprache Neuholds zeigte den Gastgebern, dass für sie an diesem Tage nichts mehr zu holen war. Puhlic, der Ferndorfer Zerberus, performte unaufhörlich weiter. Ten Velde war es vorbehalten, für die ersten Zehn-Tore-Führung zu sorgen – 17:27 in der 57. Minute. Es war kein Kraut gewachsen gegen diese Leistung der Ferndorfer Jungs. Ten Velde vollendete das Spiel mit einem wunderschönen Heber zum 19:29 Endstand.

Quelle: TuS Ferndorf / Foto: Lahmer