09.05.2021  2. HBL

Eisenach zeigt zwei unterschiedliche Gesichter gegen Gummersbach

Der VfL Gummersbach entschied die Partie gegen den ThSV Eisenach mit einem Lauf kurz nach der Halbzeit für sich. Zur Pause lagen die beiden Mannschaften noch fast gleich auf (14:15), mit dem 35:27-Auswärtssieg unterstreicht Gummersbach seine Aufstiegsambitionen.

Eisenach mit temposcharfer erster Halbzeit

„Um ein Team wie den VfL Gummersbach zu bezwingen, hätte bei uns alles passen müssen“, sinnierte Rene Witte nach der Partie. „Nach guten 25 Minuten haben wir dann binnen weniger Minuten das Spiel vollends aus der Hand gegeben“, ergänzte der Eisenacher Manager. „Wenn Gummersbach mit voller Kapelle kommt, hat man es extrem schwer“, konstatierte Markus Murfuni. Wie dem Aufstiegsanwärter beizukommen ist, zeigten seine Schützlinge mit temposcharfen Angriffshandball im ersten Abschnitt, vielfach von den Linkshändern Alexander Saul und Willy Weyhrauch erfolgreich abgeschlossen. „Unsere Abwehr stand zumeist gut. Über die schnelle Mitte brachten wir Gummersbach in Bedrängnis“, skizzierte Eisenachs Martin Potisk den Verlauf der ersten Halbzeit. Die Gäste aus dem lediglich 270 Kilometer entfernten Gummersbach hatten zur Spielvorbereitung ein Stundenhotel gebucht, schienen zunächst nicht richtig wach. Nach Eisenachs 5:1-Führung (9.), ThSV-Keeper Blaz Voncina hatte das Leder von 2,03-Meter-Hünen Janko Bozovic pariert und selbst in den verwaisten VfL-Kasten eingenetzt, nutzte Gudjon Sigurdsson eine Auszeit zum Weckruf. Lukas Böhme glich von Rechtsaußen zum 7:7 aus (16.). Die Antwort der Thüringer kam prompt durch leichtfüßige Angriffszüge zum 11:8 (20.). Die Gäste vollzogen personelle Wechsel. Der wuchtige Jonas Stüber besetzte die Kreisposition. Fynn Herzig löste Timm Schneider in der Rolle des Spielgestalters ab. Ein Angriffs- und Deckungswechsel zahlte sich für die Gäste aus. Eine nun defensiver ausgerichtete Abwehr erleichterte Torhüter Matthias Puhle die Arbeit. Die Gummersbacher nutzten zudem gegen den ThSV Eisenach verhängte Zeitstrafen, um in Überzahl, kurzzeitig sogar in doppelter Überzahl, mit knallhartem platziertem Wurf von Fynn Herzig zum 11:11 auszugleichen (24.). Alexander Saul zirkelte das Leder zum 12:11 in den VfL-Kasten, gleichbedeutend mit Eisenachs letztmaliger Führung. Beim 12:13 durch Julian Köster (28.) ging der Favorit erstmals in Führung. Nur beim 15:15 durch Alexander Saul (31.) glichen die Wartburgstädter noch einmal aus.

Gummersbach entscheidet die Partie nach dem Seitenwechsel binnen 10 Minuten

„Dass der VfL Gummersbach eine Spitzenmannschaft ist, demonstrierte er nach Widerbeginn“, stellte Markus Murfuni fest. Sein Team vermochte nicht an die Vorpausenleistung anzuknüpfen. „Leider hatten wir einige Ausfälle“, befand ein enttäuschter Eisenacher Coach, ohne namentlich ins Detail zu gehen. Er zog aber die Statistik heran: „Im ersten Abschnitt unterliefen uns nur 4, im zweiten Abschnitt 10 technische Fehler. „Dadurch kam Gummersbach ins Gegenstoßspiel und wir deutlich in Rückstand“, erklärte ThSV-Rückraumspieler Daniel Hideg. Es ging Schlag auf Schlag. Thomas Eichberger und ab der 39. Minute wieder Blaz Voncina vermochten das Leder in Sekundenabständen nur aus dem Eisenacher Tornetz holen. Blitzschnelles Umschaltspiel war angesagt. Raul Santos schloss zumindest in dieser Phase konsequent ab. Janko Bozovic versenkte von der Siebenmeter-Linie. Beim 17:24 durch Raul Santos (41.) war die Richtung klar vorgegeben. Kurz zuvor war nach einer Abwehraktion für Eisenachs Rückraumspieler Daniel Dicker nach einer roten Karte die Partie vorzeitig beendet.  „Wir konnten im Rückraum rotieren, alle Spieler einsetzen“, merkte Gudjon Sigurdsson an. Der so eminent wichtige Doppelpunktgewinn für sein Team war frühzeitig eingetütet. Die Hausherren gaben aber nach dem 22:29 (53.) nicht klein bei, verkürzten noch einmal bis auf 4 Treffer (25:29, 55.). Dem 27. Eisenacher Treffer (zum 27:32 in der 58. Minute) durch den erstmals nach langer Zeit wieder mitwirkende Armend Alaj ließen die nicht nachlassenden Gäste noch 3 Treffer zum 27:35-Endstand folgen. Die Gummersbacher Spieler tanzten ausgelassen auf dem Parkett. Nicht auszudenken, sie hätten die Punkte nicht aus Thüringen mit ins Oberbergische genommen. Dass das vom ThSV Eisenach nach dem Abpfiff gereichte Bier nicht die gewünschte Kühlung hatte, dürften Timm Schneider und seine Teamkollegen wohl verschmerzt haben.

Mit diesem Sieg wahrte der VfL Gummersbach die Chance, aus eigener Kraft die klar angepeilte Rückkehr in die Beletage des deutschen Handballs zu schaffen. Der ThSV Eisenach wahrte sein Polster auf die bedrohten Ränge, muss bereits am Mittwoch, 12.05.2021 beim ebenfalls 23 Pluspunkte aufweisenden Dessau-Roßlauer HV Farbe bekennen. „Da müssen wir eine durchgängig gute Leistung bieten, unsere Torchancen konsequenter nutzen“, so Bernd Fichtner mit Blick auf das Duell beim langjährigen Rivalen.

Quelle & Foto: ThSV Eisenach