30.09.2019  2. HBL

Dormagen dreht Spiel und feiert ersten Auswärtssieg

Es hat wieder nicht sollen sein: Auch im dritten Anlauf gelingt dem TV Emsdetten vor heimischem Publikum kein doppelter Punktgewinn. Wohingegen der erste Auswärtssieg der Gäste gebührend mit den Fans und der Humba in der Ems-Halle gefeiert wurde: Der TSV Bayer Dormagen drehte die Partie nach einem zweimaligen Vier-Tore-Rückstand in der letzten Viertelstunde und verbuchte nach dem 30:27 (11:12)-Erfolg beim TV Emsdetten die Punkte sieben und acht in der noch jungen Saison.

Dusko Bilanovic durfte am Sonntag viele Hände schütteln und Gespräche führen, schließlich trug er vier Jahre das Trikot des TV Emsdetten. Dass ihm nach den aufregenden 60 Minuten die Stimme ein wenig abhanden gekommen war, hatte freilich mehr mit der Lautstärke in der Halle zu tun. "Das ist hier eine ganz besondere Atmosphäre. Da muss man schon mal lauter werden, um die Spieler zu erreichen", sagte der 48-Jährige. Er hatte erwartet, dass die Gastgeber nach den jüngsten Niederlagen "bis zum Umfallen kämpfen werden." Das machten sie, konnten aber zunächst nicht verhindern, dass der TSV immer wieder in Führung ging. Zum letzten Mal war es Kreisläufer Carl Löfström, der sechs Minuten vor der Pause zum 10:9 einnetzte. Emsdetten kam besser ins Spiel, gegen die platzierten Würfe aus dem Rückraum von Sven Weßeling, Johannes Wasiliewski und Sören Kress hatte Sven Bartmann keine Chance. Pascal Noll machte den letzten Treffer vor der Halbzeit und begrenzte Emsdettens Vorsprung auf 12:11.

Nach dem Seitenwechsel blieb das Spiel in den ersten zehn Minuten auf Augenhöhe. Auch weil Benni Richter nervenstark von der Siebenmeterlinie traf. Doch nach dem 15:15 schlichen sich ein paar Fehler ins TSV-Spiel ein - und insgesamt vier Mal in dieser Partie nahmen Latte und Pfosten Emsdettens Torwart Konstantin Madert die Arbeit ab. Plötzlich hieß es nach 41 Minuten 19:15 für den TVE. Der TSV bäumte sich auf, kam bis auf zwei Tore heran - und musste einen erneuten Vier-Tore-Rückstand (22:18) hinnehmen. Aber auch davon waren die Gäste nicht wirklich beeindruckt. Und sollte einer der im Fanbus mitgereisten Anhänger kurzfristig den Glauben an den Sieg in fremder Halle aufgegeben haben, so sah nach nur drei Minuten alles wieder anders aus: Angetrieben von Eloy Morante Maldonado dauerte es gerade mal diese 180 Sekunden, in denen der TSV zum 22:22 ausglich. Und zwei folgende Treffer von Jakub Sterba und Ian Hüter beendeten Dormagens 6:0-Lauf bis hin zum 24:22-Vorsprung. Zweimal noch gelang dem TV der Anschlusstreffer, doch weder Madert noch der in den letzten fünf Minuten ins Tor rückende Maurice Paske bekamen danach die Finger an Morantes exakte Abschlüsse. Und hinten entnervte die Defensive Emsdettens Angreifer. Spätestens als Ian Hüter das 28:24 erzielte konnte die Vorbereitung für die kleine Zwei-Punkte-Feier beginnen.

"Wir haben früh rotiert, um für die entscheidende Phase gerüstet zu sein", wusste Bilanovic, dass seine Jungs das Tempo noch einmal anziehen konnten. Der Trainer sprach von einer geschlossenen Mannschaftsleistung und bedankte sich mit einem Sonderlob bei Morante und Sterba. Sein Kollege Daniel Kubes war dagegen sichtlich enttäuscht: "Das ist heute sehr bitter. Die Spieler haben alles investiert, sind aber nach der 45. Minute eingeknickt. Das war nicht unser Tag."

Stimmen zum Spiel:

Daniel Kubeš (Trainer Emsdetten): „Glückwunsch an Dusko Bilanovic und den TSV Bayer Dormagen. Die Niederlage ist sehr bitter. Meine Mannschaft hat heute alles investiert und viele Emotionen und Einsatz an den Tag gelegt. Bis zur 45. Spielminute lagen wir vorn und haben gut gespielt. Dann sind wir eingeknickt, haben ein paar Zeitstrafen kassiert, falsche Entscheidungen getroffen und vorne unsere Chancen nicht mehr reingemacht. Nach dem Derby war das heute ein Schritt nach vorne. Aber wenn man sich wie wir gerade in einem Loch befindet, laufen viele Dinge gegen einen. Meine Jungs sitzen gerade in der Kabine und sind sehr niedergeschlagen.“  

Dusko Bilanovic (Trainer Dormagen): „Ich bin nach dem Sieg natürlich sehr zufrieden. Wir wussten, dass der TVE nach dem Derby heute bis zum Umfallen kämpfen wird. Wenn man zu viel kämpft, kann man auch den Kopf verlieren. Der TVE hat ab Mitte der zweiten Halbzeit einfache Fehler gemacht. Das haben wir ausgenutzt. Beim 22:18 für Emsdetten habe ich die Abwehr umgestellt und unseren Gegner damit voll unter Druck gesetzt. Danach hatten wir einen sehr guten Lauf. Jakub Sterba und Nuno Rebelo haben ein Riesen-Spiel gemacht. Heute war wieder eine Super-Stimmung in der Halle und in mir sind viele Erinnerungen hochgekommen. So eine Stimmung wünsche ich mir auch in Dormagen. Ich bin mir sicher, dass der TVE aus dem Tabellenkeller rauskommen wird. Daniel macht hier einen Super-Job.“ 

Dirk Kersting (TVE-Präsident): „Das war heute ein Spiel auf Augenhöhe. Die Einstellung war top, die Jungs hochmotiviert, die Körpersprache stimmte. Am Ende waren es Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben. Mehrere Zwei-Minuten-Strafen gegen den TVE waren doch sehr fragwürdig.“

Bruno Lammers (Sponsor Saertex): „Heute habe ich ein Spiel gesehen, das im Vergleich zu den Spielen zuvor eine ganze Klasse besser war und der TVE hat insgesamt gut gespielt. Die schwache 10-Minuten-Phase in der 2. Halbzeit war der Knackpunkt. Man sieht aber, dass die Mannschaft allmählich zusammenwächst und ein unheimliches Potential in ihr steckt. Wenn sie weiter an ihren Zielen arbeiten, bin ich optimistisch, dass sie dort unten aus dem Tabellenkeller rauskommt. Beeindruckt hat mich heute die Leistung von Johannes Wasielewski. In dem Jungen steckt ein Riesen-Potential.“

Marcel Schliedermann (Spieler TVE): „Wir haben supergut gekämpft. In den letzten 15 Minuten ist uns die Konzentration verloren gegangen. Vorne sind wir nicht mehr richtig ins 1-gegen-1 gegangen und haben zu viele Bälle liegen lassen.“

Statistiken zum Spiel:

TV Emsdetten - TSV Bayer Dormagen 27:30 (12:11)

Emsdetten: Madert (8 Paraden), Paske (ab 54., 1 P.), Lücke (n.e.); Weischer (n.e.), Kress (3), Terhaer (6), Toom (1), Kolk (n.e.), Schliedermann (1), Wasielewski (6), Dräger (2), Damm (n.e.), Holzner (6/4), Weßeling (2).

Dormagen: Bartmann (9 Paraden), Halfmann (bei einem 7m); Reuland, Köster (1), Meuser (2), Richter (4/4), Löfström (5), I. Hüter (3), Thomas, Rebelo (n.e.), Noll (2), P. Hüter, Morante Maldonado (6), Sterba (4), Grbavac (3).

Schiedsrichter: Friedel / Hartmann.

Zuschauer: 1618.

Zeitstrafen: 14:14 Minuten.

Siebenmeter: 4/4:4/4.

Spielfilm: 3:3 (8.), 4:6 (13.), 7:6, 7:8, 9:10, 12:10 (28.), 12:11 - 13:11, 15:15, 19:15 (41.), 20:18, 22:18, 22:24 (53.), 24:25, 24:28, 27:30.

Foto: Dreismann

Quelle: Bayer Dormagen