02.09.2019  2. HBL

Aue zieht Coburg in der Schlussphase den Zahn

Eine fast 50 Minuten ausgeglichene Partie nahm am Sonntagabend eine überraschende Wende: Der EHV Aue spielte sich in einen Rausch und ließ den am Ende indisponierten HSClern beim 33:25 keine Chance.

Drei Jahre lang waren Spiele zwischen dem EHV Aue und dem HSC Coburg eine klare Sache: Coburg kam, sah und siegte. Doch am 2. Spieltag der 2. Handball-Bundesliga 2019/2020 sollte diese Serie reißen. Die Coburger unterlagen dem EHV Aue mit 25:33 (14:15) und das in einem Spiel, das hätte nicht spannender geschrieben werden können. Während die Erzgebirger am 1. Spieltag in Dormagen in der Schlussphase selbst eingebrochen sind, passierte dies am Sonntag den Coburgern.

War der HSC bis zum 24:23 (48.) noch auf Tuchfühlung gewesen, klappte bei den Vestestädtern am Ende überhaupt nichts mehr. “Wir sind in der Abwehr nie richtig in unser Spiel gekommen, haben gerade in der zweiten Halbzeit viel zu viele leichte Tore bekommen”, sagte HSC-Torhüter Konstantin Poltrum, der nicht zum Einsatz kam. "Dazu haben die Auer in der zweiten Halbzeit einen sehr guten Torhüter gehabt. Trotzdem haben wir unsere Würfe teilweise nicht gut herausgespielt. Und dann sind wir in offene Arme gelaufen, ihr Tempospiel ist einfach sehr gut.”

Beide Teams starteten beherzt in die Partie. Auf dem Parkett herrschte Ausgeglichenheit. Doch schon in der 21. Minute gab es die erste Schlüsselszene. Der Schlussmann des EHV Aue, Erik Töpfer, der bis dahin genauso wie Jan Kulhanek im Tor des HSC eine solide Leistung zeigte, kam zum zweiten Mal aus dem Torraum. Diesmal allerdings kam er zu spät, so dass es zu einem Zusammenstoß mit Florian Billek kam, der glücklicherweise glimpflich ausging. Die Rote Karte war die logische Konsequenz.

Ein bitterer Moment für die Gastgeber, die ohnehin nur zwei Torhüter im Kader hatten. Oldie Radek Musil musste krankheitsbedingt pausieren. Damit stand fest: Der EHV Aue muss sich voll und ganz auf die Dienste von Vilius Rasimas verlassen, der vor wenigen Wochen Vater einer Tochter geworden ist und derzeit wenig schläft. Doch genau diese Rote Karte gegen die aktuelle Nummer 1 im EHV-Tor war die Initialzündung der Erzgebirger. Zwar sah es bis zur Halbzeitpause nach wie vor nach einem ausgeglichenen Spiel aus, doch schon da war zu erkennen, dass die Schützlinge von Stephan Swat über sich hinauswachsen könnten. Nach der Pause gelang das den Gastgebern auf jeder Position. Während Rasimas das Spiel seines Lebens machte, erreichte sein Gegenüber Kulhanek kaum Normalform.

Alles, was beim HSC in den zweiten 30 Minuten gegen Emsdetten vor einer Woche passte, war diesmal Stückwerk. Dabei kam es immer wieder zu Unterzahlsituationen für die Erzgebirger – zum Teil standen sie sogar mit zwei Spielern weniger auf der Platte, sahen sogar eine zweite Rote Karte. In der 49. Minute musste Franz Schauer vorzeitig in die Kabine. Der HSC konnte nicht Profit daraus schlagen, spielte aber auch gegen 1000 EHV-Anhänger an, die ihr Team nach vorne peitschten.

 

HSC verfällt in Hektik

In der Schlussphase war das Drama nicht mehr aufzuhalten: Das Team von Jan Gorr fiel in sich zusammen. Beim EHV klappte fast alles. Kulhanek wurde immer wieder überwunden, und die Auer Abwehr stand. “Wir hatten in diese Phase dem nichts entgegenzusetzen. Wir haben mit viel Hektik agiert und sind noch ungenauer geworden”, so Gorr.

Er monierte, dass seine Mannschaft nach der Pause Abwehr- und Torwartduell um Längen verloren hat. “Und das ist für unser Spiel eine ganz wichtige Basis. Und wenn die nicht mehr da ist, dann werden wir auf diesem Level nicht mehr in der Lage sein, auswärts zu gewinnen.” Vor allem für EHV-Neuverpflichtung Adrian Kammlodt (11 Tore) fand der HSC keine Lösung. Daher war der Coburger Coach nach dem Abpfiff sichtlich angefressen. “Ich finde es nicht so lustig, vor allem nicht, wie das zum Ende der Partie gelaufen ist – Das stellen wir uns ganz anders vor”, so Gorr in der Pressekonferenz.

Die Gründe für die hohe Niederlage wollte er aber nicht allein in der Schlussphase sehen. “Schon in der ersten Halbzeit hatten wir die Chance, Weichen ergebnistechnisch für dieses Spiel anders zu stellen.”

Mittelmann Felix Sproß war genauso wie sein Trainer bedient, gab sich aber auch kämpferisch: “Ein schlechtes Spiel gibt es mal. Die zweite Halbzeit lief nicht wie gewohnt, deswegen haben wir verloren. Wir müssen das Spiel jetzt analysieren und schauen, dass wir es das nächste Mal besser machen.”

EHV Aue – HSC 2000 Coburg 33:25 (15:14)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (33 Gegentore, 8 Paraden), Konstantin Poltrum – Maximilian Jaeger (5), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber (1), Florian Billek (5/4), Marcel Timm, Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds (2), Tobias Varvne (8), Stepan Zeman, Andreas Schröder, Christoph Neuhold (4) Trainer: Jan Gorr

EHV Aue: Vilius Rasimas (10 Paraden, 13 Gegentore), Erik Töpfer (2 Paraden, 12 Gegentore) – Gabriel De Santis (4), Sebastian Naumann (3), Julius Schröder, Kevin Roch (3/1), Bengt Bornhorn (4), Benas Petreikis (5/1), Felix Roth, Nico Schneider, Ladislav Brykner, Pascal Ebert (2), Petr Slachta (1), Franz Schauer, Adrian Kammlodt (11), Austris Tuminskis Trainer: Stephan Swat

SR: Julian Fedtke / Niels Wienrich

Spielfilm: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 3:4 (6.), 5:5 (9.), 7:6 (13.), 9:7 (17.), 9:10 (21.), 12:10 (24.), 12:12 (25.), 14:12 (28.), 15:14 – 16:16 (33.), 18:17 (37.), 20:18 (40.), 20:20 (42.), 22:22 (46.), 24:23 (49.), 26:23 (51.), 30:23 (56.), 31:25 (58.) – 33:25

Zuschauer: 1143

Siebenmeter: 2/2 – 4/5 (Billek scheitert an Rasimas)

Strafminuten: 18 (2 x De Santis, Töpfer, Schröder, Roch, Petreikis, Roth, Schauer, Kammlodt) – Rote Karten für Töpfer und Schauer / 10 (2 x Zeman, Varvne, Timm, Jaeger)

Quelle: HSC 2000 Coburg

Foto: Mana